Gewerkschaften finden Teilzeit-Atteste "schlicht absurd"
Ärztekammer stellt sich hinter Mediziner
"Atteste nicht auf administrativem Weg außer Kraft setzen"
Die Bundesärztekammer hat sich gegen die geplante Möglichkeit von Arbeitgebern ausgesprochen, ärztliche Teilzeit-Atteste anzuzweifeln. "Die Bundesregierung plant nichts Geringeres als die medizinische Entscheidungsfreiheit der Ärztinnen und Ärzte zu beschneiden", sagte Frank Ulrich Montgomery, der Präsident der Bundesärztekammer. "Dabei gehen die Überlegungen der Regierungskoalition völlig an der Realität vorbei."
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wolle Arbeitgebern die Möglichkeit einräumen, ärztliche Atteste, die eine Teilzeitbeschäftigung befürworten, anzuzweifeln, wenn diese nicht "plausibel" und "nachvollziehbar" begründet seien. Die Arbeitgeber sollen demnach die Möglichkeit erhalten, die Vorlage weiterer medizinischer Unterlagen bis hin zu einem unabhängigen Gutachten zu verlangen.
Die Bundesärztekammer kritisiert, dass dadurch das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient "massiv zerstört" werde. "Die Bundesregierung will, dass Arbeitgeber künftig bestimmen, wann eine Krankschreibung gerechtfertigt ist und wann nicht", sagte Montgomery. "Das ist schlicht absurd." Er warnte davor, dass die Regelung dazu führen könne, dass Patienten aus Angst vor Arbeitsplatzverlust trotz Krankheit weiterarbeiteten.
Auch die Gewerkschaften lehnen die Pläne der Bundesregierung ab. "Die Bundesregierung muss endlich einsehen, dass sie mit dieser Regelung den falschen Weg geht", sagte der DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi. "Die Pläne der Regierung sind ein Angriff auf die Gesundheit der Beschäftigten."
Die Gewerkschaften fordern die Bundesregierung auf, ihre Pläne zurückzunehmen. "Die Bundesregierung muss die medizinische Entscheidungsfreiheit der Ärztinnen und Ärzte respektieren", sagte Fahimi. "Sie muss die Pläne aufgeben, ärztliche Atteste anzuzweifeln."